
Nagetiere sind soziale Tiere, die mit Sorgfalt behandelt werden mĂŒssen. © Selina Slamanig, GBS St. Gallen
Tierversuche spielen eine wichtige Rolle bei der Gewinnung neuer Erkenntnisse ĂŒber das Leben allgemein sowie bei der Verbesserung der Gesundheit und des Lebens von Mensch und Tier. Nahezu jedem Fortschritt, der im vergangenen Jahrhundert in der Medizin erzielt wurde, liegt eine bestimmte Anzahl von Tierversuchen als Bestandteil der allgemeinen Forschungsarbeit zugrunde. Die fortgesetzte Nutzung von Tieren in der Forschung begrĂŒndet sich jedoch nicht auf einer Gewohnheit, sondern vielmehr auf der klaren Notwendigkeit von möglichst wirksamen wissenschaftlichen Methoden, die neue Erkenntnisse möglich machen.
In vielen Forschungsprojekten der EPFL werden tierversuchsfreie Forschungsmethoden fĂŒr einen Grossteil der Experimente genutzt und durch in-vivo-Methoden ergĂ€nzt. Die Forschung mit Tieren ist dann besonders relevant, wenn Informationen ĂŒber den gesamten Körper und die Interaktionen zwischen verschiedenen Organen gewonnen werden sollen. Derzeit ist es noch immer schwierig oder gar unmöglich, diese Bedingungen mit alternativen in-vitro-Methoden wie Zellkulturen oder Computermodellen bzw. -simulationen (in silico) zu reproduzieren.

Menschen und Tiere sind zwar nicht identisch, jedoch sowohl anatomisch als auch genetisch relativ Ă€hnlich. Beispielsweise ist das Erbgut von Menschen zu ĂŒber 90 % mit dem von Nagetieren, den am hĂ€ufigsten eingesetzten Versuchstieren, identisch. Die Physiologie und Anatomie der meisten Versuchstiere hat sehr viel mit denen des Menschen gemeinsam und zahlreiche Vitalfunktionen wie Atmung, Verdauung, Bewegung, Sehen, Hören, Reproduktion usw. sind mit unseren identisch. Aus diesen GrĂŒnden werden Tiere oftmals als Modell zur Erforschung von menschlichen Erkrankungen genutzt, vor allem angesichts der rechtlichen, ethischen und historischen EinschrĂ€nkungen im Hinblick auf Versuche am Menschen und des Fehlens von geeigneten alternativen Methoden, damit der Forderung der Gesellschaft nach Effizienz und Sicherheit in der Medizin nachgekommen werden kann.
Ferner sind auch Tiere selbst Gegenstand des wissenschaftlichen Interesses, z. B. in der Tiermedizin oder bei der Grundlagenforschung in der Biologie.
- Tierversuche verstehen ist eine deutsche Informationsinitiative der Wissenschaft, die von der Allianz der Wissenschaftsorganisationen koordiniert wird. Sie informiert umfassend, aktuell und faktenbasiert ĂŒber Tierversuche.
- Die Schweizerische Gesellschaft fĂŒr Versuchstierkunde setzt sich fĂŒr die Beantwortung der dringendsten Fragestellungen zu Tierversuchen in der Schweiz ein.
- Speaking of research ist eine internationale Interessensgruppe, die genauere Informationen ĂŒber die Bedeutung von Tierversuchen in den Bereichen Biomedizin, Verhaltensforschung und Biowissenschaften bereitstellt.
- Understanding Animal Research ist eine britische Seite, die erklÀrt, warum Tiere in der medizinischen und wissenschaftlichen Forschung eingesetzt werden.
Einen Einblick in die Lebens- und Haltungsbedingungen von Versuchstieren geben Mitarbeiter des Max-DelbrĂŒck-Centrums in Berlin. Mit Hilfe der Tiere erforschen die Wissenschaftler insbesondere Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Erkrankungen, Krebs sowie Funktionsstörungen des Nervensystems. Mit Hilfe dieser Tierversuche entwickeln sie neue Medikamente und Therapien. | Quelle : Tierversuche verstehen (DE)
Tierversuche – sind sie noch notwendig? | 36.9° RTS (Französich)